In der Vergangenheit gewühlt
Der Mutter geht es nicht gut. Zumindest ist das mein Eindruck.
Alkoholismus
Es ist Alkohol im Spiel. Vermutlich Bier und zu viel davon. Ich bin nicht dabei, daher weiß ich nichts mit Sicherheit. Allerdings spricht vieles dafür, dass es so ist. Telefoniere ich abends mit ihr, ist ein deutliches Lallen zu vernehmen. Das kann auch schon um 16 Uhr vorkommen.
Spreche ich das Thema Alkohol an, wird es zwar nicht mehr geleugnet, aber sie lenkt ab und verweist auf alle anderen Leute, in der Familie, die auch Alkohol trinken. Dass zwei Bier jeden Abend schon zu viel für eine Frau sind, will sie nicht hören.
Das habe ich ihr vor etwa zehn Jahren schon gesagt, dass der Alkoholkonsum zu viel und zu regelmäßig ist. Auch damals wollte sie es schon nicht wahrhaben und ist böse geworden, weil ich sie nicht so sein und leben lasse, wie sie will.
Damals habe ich für mich erkannt: ihr Leben, ihr Problem. Was sie macht, ist ihre Sache. Sie kann machen und leben, wie sie möchte. Ich teile ihr nur mit, was mir auffällt und was mir als Sohn weh tut.
Der Bruder kommt mit der Tatsache des Alkoholismus nicht klar. Er forderte mehrmals von mir ein, dass ich etwas dagegen tun soll – auch unter Tränen. Auch ihm habe ich mitgeteilt, dass es nicht meine Aufgabe ist, ihr vorzuschreiben, was sie tun oder lassen soll. Er zog sich von ihr zurück und meidet den Kontakt.
Ein weiterer Effekt des Alkoholismus ist das Absagen von vereinbarten Terminen und Treffen. Es werden Termine ausgemacht, die sie dann kurzfristig wieder absagt. Auch hier bin ich nicht dabei und kann den Wahrheitswert der Absagen nicht kontrollieren. Allerdings geht man in der Familie inzwischen bei vereinbarten Treffen davon aus, dass sie ohnehin absagen wird.
Die Dinge der Vergangenheit
Manch einer wird vom Alkohol redselig. Bei der Mutter artet dies in Schreibtiraden über den Messenger aus. 70 bis 120 Nachrichten pro Abend sind hier keine Seltenheit. Hier hilft nur das stumm schalten oder ignorieren.
Sie schreibt meistens dann viel, wenn sie alkoholisiert ist. Die Themen, über die sie schreibt, sind solche, die sie ihn ihrer Vergangenheit stark oder extrem belastet haben.
Der Fokus liegt auf den Erkrankungen ihrer Kinder und deren Behandlung. Sowie vermeintliche Fehler, die sie gemacht haben soll. Außerdem steht der Missbrauch durch ihren Mann im Raum und das Abtreiben des daraus entstanden Fötus.
Die Geschichten sind mir aus früheren Phasen dieser Art bekannt. Ich habe den Eindruck, dass sie versucht mich auf ihre Seite zu ziehen. Sie wirft mir vor, dass ich gegen sie sei und auf der Seite des Vaters stehe. Meistens schreibe ich gar nichts zu ihren Texten. Negativ äußere ich mich auch nicht ihr gegenüber.
Sie beschuldigt mich. Ich würde sie zusammen mit dem Bruder schlechtreden. Es ist interessant, dass sie das tut, denn ich äußere mich nur dann, wenn sie etwas grundlegend falsches erzählt.
Die Schwester erfährt eine ähnliche Nachrichtenflut und streitet mit ihr per Messenger. Die Themen scheinen für sie aufreibender zu sein, als für mich. Mich belasten sie, denn es sind keine schönen Themen und nach meinem Eindruck nach kreist sich die Mutter damit seelisch immer mehr in die Tiefe. Sie schreibt sehr selten über schöne und aufbauende Erlebnisse.
Zuletzt habe ich der Mutter geschrieben, dass ich mir wünsche, dass sie eine Therapie macht. So, dass sie auf einen schönen Lebensabend blicken kann. Wir Kinder sind weder Psychotherapeuten noch eine Beratungsstelle oder die Seelsorge. Diese Themen sind für uns belastend und unschön. Ich würde mich viel lieber über die schönen Themen mit ihr unterhalten. Das fällt jedoch schwer.
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