Schwarmschwärmerei

Schritt für Schritt in die Imkerei - Ein erfahrungsbegleitender Blog beim Start in ein neues Hobby

Ein kleines Vorwort:

Ich habe jetzt schon etwas länger keinen Beitrag veröffentlicht. Leider haben mich Herausforderungen des realen Lebens mich so in Anspruch genommen, dass ich mir keine Zeit zum Schreiben nehmen konnte. Ich werde versuchen, wieder etwas mehr zu schreiben, damit ich mit meinem Blog auch zeitlich wieder auf gleicher Höhe wie die Realität bin.


Wenn ich mit etwas Neuem beginne, recherchiere ich gerne gründlich. Ich bin auch kein Freund von “Das haben wir schon immer so gemacht!”

Als ich damals das erste Mal Honig bei meiner (zu der Zeit noch nicht) Imkerpatin kaufte, erzählte sie mir, dass sie seinerzeit mit Magazinbeuten im Deutschnormal-Maß begonnen hat, weil das in unserer Gegend eben am meisten verbreitet und so der Austausch von Material und Bienenvölkern unter den Imkern auch am einfachsten war. Sie äußerte, dass sie zwar gerne auch mal andere Systeme probieren würde, dies aber nicht ganz so einfach sei wegen der Menge an vorhandenem und für Experimente neu benötigtem Material.

Magazinbeuten sind diese klassischen, viereckigen Boxen, die man heutzutage bei fast jedem Imker sieht. Magazinbeuten bestehen aus einer oder mehrerer sogenannter “Zargen”, also einzelne Etagen, welche die Rähmchen enthalten, in welchen Mittelwände aus Wachs eingearbeitet sind. Diese Mittelwände bauen die Bienen dann aus mit ihrem Wabenwerk. Der Einsatz von Mittelwänden soll den Bienen die Arbeit erleichtern, der Einsatz von Rähmchen dagegen dem Imker. Magazinbeuten gibt es in verschiedenen Standardgrößen, die wohl bekanntesten sind “Deutschnormal” (auch DNM abgekürzt), “Zander” und “Dadant”. Darüber hinaus gibt es noch viele andere Größen, Untergrößen und regionale Besonderheiten.
Das Imkern in Magazinbeuten ist die Betriebsweise, die man in der konventiellen Imkerei lernt und die dort weitestgehend als einzige vernünftige Betriebsweise proklamiert wird.

Angeregt durch die Aussage meiner Imkerpatin und meinen Wunsch, bienengerecht zu imkern, fing ich also an zu recherchieren und stieß schließlich auf den “Barefoot Beekeeper” Philip Chandler. Fragt mich bitte nicht wie, ich bin einfach irgendwann bei seinen Videos gelandet. Insbesondere sein in den Videos erkennbarer ruhiger, natürlicher Umgang mit den Bienen hat mich beeindruckt, so dass ich alle Videos von ihm gesehen und alle Bücher und Texte von ihm gelesen habe.

Philip Chandler geht einen Mittelweg zwischen der exzessiven Bienenhaltung, dem “Honey Farming”, wie er es nennt, und der “Bienenkonservierung”, bei der dem Bienenstock nichts hinzugefügt und nichts entnommen wird. Er nennt diesen Weg “Balanced Beekeeping”. Dabei können tiermedizinische Behandlungen erfolgen, müssen aber nicht. Eine Entnahme von Bienenprodukten erfolgt nur, wenn reichlich vorhanden ist und die Entnahme dem Bien nicht schadet. Steuernde Eingriffe sollen so gering wie möglich gehalten werden und vor allem nicht zur Ertragssteigerung erfolgen.

Die vom Barefoot Beekeeper bevorzugte Bienenbehausung ist der Kenyan Top Bar Hive (kTBH), eine Oberträger-Trogbeute, die ursprünglich für die Imkerei in Kenia erdacht wurde, um dort die Imkerei für die Bevölkerung einfach und günstig zugänglich zu machen. Die kTBH kann selbst aus wenig Material und mit geringem Werkzeugeinsatz hergestellt werden. Bei der kTBH bauen die Bienen ihr Wabenwerk selbst an Oberträgern, ohne Rähmchen. Durch die Trapezform können die Bienen ihre Waben natürlich und ohne leeren Raum bauen. Zudem werden dadurch kalte Ecken vermieden.

In seiner Definition als Imker sieht sich der Barefoot Beekeeper weniger als Bienenhalter (Beekeeper) sondern mehr als Bienenpfleger oder Bienenhirte.

All das, was ich gelesen und gesehen habe, auch hinsichtlich anderer Systeme und Betriebsweisen, hat mich davon überzeugt, dass das Balanced Beekeeping genau das Richtige für mich ist. Und somit steht für mich fest:

Ich bin Shadowsword, Bienenhirte.


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Inhaltswarnung:

Wenn Du Probleme mit den Themen Tod oder Trauer hast, lies bitte nicht weiter.

Meine Eltern unterstützen mich mit meiner Imkerei. Eines meiner ersten Völker soll auch in ihrem Garten einziehen, der aufgrund seiner Blütenpracht ein wahres Insektenparadies ist. Letzte Woche Donnerstag, also vor genau einer Woche, saß ich auf einer Familienfeier in eben jenem Garten mit meinem Vater zusammen und habe mit ihm besprochen, wie ich die Bienenbeute rollstuhlgerecht gestalten kann, damit er sich zeitweise mit den Bienen beschäftigen kann. Er war Feuer und Flamme für diese Idee und freute sich auf seine Zeit mit den Bienen.

Diese Woche Montag ist er plötzlich verstorben. Das ändert alles und gleichzeitig nichts.

Für einen kurzen Moment hatte ich den Impuls, meinen Start in die Imkerei bis in das nächste Jahr aufzuschieben. Weil die Trauer da ist, einen großen Raum einnimmt, die Konzentration raubt. Und weil viel zu erledigen ist, zu regeln und zu organisieren.

Und dann reifte in mir die Überzeugung, jetzt erst recht zu beginnen und jetzt erst recht ein Bienenvolk im Garten meiner Eltern anzusiedeln. Es wäre ihm nicht recht gewesen, wenn ich jetzt meine Begeisterung für die Bienen dämpfe. Es wäre ihm schon gar nicht recht gewesen, wenn sein Tod solche Auswirkungen gehabt hätte.

Also wird ein Volk im Gedenken an meinen Vater im Garten meiner Eltern stehen. Sein Volk, seine Bienen. Ich werde mich nur darum kümmern.


Dieser Beitrag war mir wichtig, um Dir ein vollständiges Bild meines Wegs in die Imkerei zu vermitteln. Nicht immer läuft alles nach Plan und manchmal haut das Schicksal richtig zu. Jeder Mensch geht anders damit um. Für mich haben die Bienen gerade nochmal an Bedeutung gewonnen. Ich möchte keine Beileidsbekundungen. Das ist nicht das Ziel dieses Beitrags.


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Am 28.05.2022 schrieb die von mir sehr geschätzte Jasmin Schreiber in ihrer Newsletter-Kolumne Schreibers Naturarium einen Beitrag mit dem Titel “Bienenschutz ist Greenwashing”. Natürlich las ich diesen Beitrag aufmerksam, jedoch mit stetig wachsender Empörung. Schnell wurde mir klar: darauf muss ich reagieren, muss etwas dazu schreiben.

Frühlings-Pelzbiene an Salbeiblüte

Will ich mich wirklich mit einer studierten Biologin anlegen? Ja. Nein. Jein. “Anlegen” will ich mich nicht mit ihr. Ich habe lediglich eine andere Meinung. Teilweise. Vielmehr möchte ich meine Meinung und meine Gedanken zu dem Thema äußern, ohne Jasmin ihre Meinung abzusprechen. Zudem denke ich, dass eine Person nicht automatisch im Recht ist, nur weil sie studiert hat.

Präambel

Ein paar kleine Vorbemerkungen möchte ich auch noch einschieben. Nach meinem Entschluss, eine Erwiderung zu schreiben, habe ich den Beitrag noch mehrmals mit einer möglichst neutralen Einstellung gelesen, sodass sich meine erste, stark emotional eingefärbte Reaktion bereits deutlich neutralisiert hat. Dennoch kann es sein, dass einige Aussagen im folgenden Text von einer gewissen Emotionalität getragen sind. Ich bitte das zu entschuldigen, ich bin schließlich auch nur ein Mensch. Ich werde hier nicht auf Studien verweisen. In meinen Recherchen über die Imkerei, auch unabhängig von der Kolumne, habe ich viel gelesen und viele Informationen eingesaugt. Sehr viel. Vielviel. Allerdings habe ich vor allem für mich recherchiert und ich muss mir selbst im Allgemeinen keine Quellenangaben nachweisen. Das alles jetzt erneut zu recherchieren fehlt mir schlicht die Zeit.

Kritik an der Kritik — Kritikkritik

Die Kolumne beginnt mit einer Kritik an “Imkerei-Unternehmen”, welcher ich zu 100 % zustimme. Abgesehen von der Zuordnung der hier mutmaßlich gemeinten Unternehmen zur Imkerei, handelt sich meiner Meinung nach doch vielmehr schlicht um Unternehmen die an und durch die Biene oder an Imkern Geld verdienen wollen, ohne tatsächlich eine wertige Gegenleistung zu bieten. Imkereibedarf-Handel nehme ich hier ausdrücklich aus. Auch die Unternehmen, welche die geschmacklose Pampe, zusammengemischt aus Bienenerzeugnissen verschiedener, oft nicht genannter Herkunftsländer und schlimmstenfalls anderen Substanzen, in Supermärkten als Honig verkaufen, haben mit Imkerei so viel zu tun wie ein Fisch mit dem Fahrradfahren.

Leider holt Jasmin im Anschluss zu einem kraftvollen Rundumschlag gegen alle Imker:innen und sogar die Honigbiene selbst aus. Die am Schluss des Textes eingeschobene Relativierung, dass es in ihrer Brandschrift nicht

um Tante Erna, die in ihrem wild blühenden Garten einen Bienenstock hat

geht, kommt zu spät und zu halbherzig. Schließlich imkert ebenjene Tante Erna mit hoher Wahrscheinlichkeit nach den konventionellen Methoden der Imkerei. Wenn man zudem bedenkt, dass in Deutschland ca. 96 % der Imker ebensolche Hobbyimker wie Tante Erna sind, ergibt sich eine recht kleiner Anteil der Imker (nämlich Nebenerwerbs- und Berufsimker, bzw. die Industrie), der sich von Jasmins Beitrag angesprochen fühlen sollte. Es wäre vielleicht hilfreich gewesen, den Text explizit an ebendiese Zielgruppe zu richten und eine eventuell notwendige Klarstellung an den Anfang zu setzen. Mir hätte das auf jeden Fall einige Aufregung erspart.

Der armen Honigbiene dagegen werden ihre evolutionär erworbenen Fähigkeiten zum Vorwurf gemacht, ob es nun ihre perfekte Organisation, die Völkerbildung oder gar die fehlende Spezialisierung auf bestimmte Pflanzen ist. Schlussfolgerung aus dieser vermeintlichen Überlegenheit scheint zu sein, dass ein Aussterben der Honigbiene akzeptabel, ja fast erwünscht sei, damit die anderen Insekten überhaupt eine Überlebenschance haben. Starker Tobak von einer Biologin, die sich dem Tierschutz verschrieben hat. Grund genug, sich die Situation genauer anzusehen.

Die Honigbiene an sich lebt seit mindestens 30 Mio. Jahren auf diesem Planeten. In dieser Zeit hat sie sich entwickelt und perfekt an eine Nische im Ökosystem angepasst. Dann kam der Mensch und hat, wie das so seine Angewohnheit ist, in die Natur eingegriffen, um sie sich nutzbar zu machen. Die Biene wurde gezüchtet, insbesondere mit dem Ziel einer höheren Honigproduktion, zuletzt auch auf Sanftmut und Schwarmträgheit. Das ist, aus Sicht der Natur gesehen, unschön, jedoch kein Grund, die Honigbiene aus der Welt zu entfernen. Würden wir alle Tiere und Pflanzen aus der Welt entfernen, bei denen der Mensch durch Züchtung in die natürliche Entwicklung eingegriffen hat, hätten wir ein ziemliches Problem. Das heutige Getreide zum Beispiel hat nichts mehr mit dem Urgetreide zu tun, das es mal gab. Sämtliche Nutztiere würden verschwinden. Der Hund, das allseits geliebte Haustier, ist übrigens auch nur eine Züchtung des Menschen mit dem Ziel der Nutzbarmachung im Hinblick auf verschiedene Aufgaben. Warum wurden eigentlich Katzen gezüchtet? Vielleicht für die Mäusejagd auf Bauernhöfen. Auf jeden Fall nicht als Schmusetier. Können die also weg? Schließlich greifen Katzen durch die Jagd ja in die Natur ein.

Ein Teil der Argumentation hat mich besonders gestört. Es handelt sich um das Bild der armen, unterlegenen Wildbiene, die sich an der Blüte nicht gegen die viel größere Honigbiene durchsetzen kann. Dazu muss ich zunächst mit einem scheinbar vorherrschenden Vorurteil aufräumen, denn:

Die Honigbiene an sich ist NICHT AGGRESSIV

Die Honigbiene ist defensiv und zwar vor allem hinsichtlich ihres Volkes und dessen Behausung, untergeordnet auch hinsichtlich ihres eigenen Lebens. Grundsätzlich ist die Honigbiene ein kooperatives Wesen, sowohl intern als auch extern. Die Honigbiene lebt in freier Wildbahn als Teil eines komplexen Ökosystem, in dem sich die Tiere und Pflanzen gegenseitig nützen. Das Leben der Biene ist nicht auf Fressen und Gefressenwerden ausgelegt. Das kann man, bei geduldiger Beobachtung, auch an den Blüten feststellen. Eine Biene lässt sich bei der Nektar- und Pollenaufnahme nicht stören, weder von anderen Insekten noch vom Menschen. Oft genug kann man neben der Honigbiene noch andere Insekten an der selben Blüte sehen. Bei entsprechender Vorsicht kann man eine Honigbiene von einer Blüte zur anderen versetzen, ohne dass die Biene sich wehrt. Es gibt keinen martialischen Kampf um den Nektar und die Pollen der Blüten. Eine Konkurrenz besteht sehr wohl, das kann nicht bestritten werden. Es ist jedoch in Betracht zu ziehen, dass jede Honigbiene eine bestimmte Blüte nur ein einziges Mal besucht. Da die Sammlerbienen auch nicht alle gleichzeitig ein Blütenfeld besuchen, sollte auch noch einiges an Nahrung für andere Insekten übrig bleiben. Des Weiteren gibt es bestimmte Blüten, welche die Honigbiene aus verschiedenen Gründen gar nicht besucht. So hat sie zum Beispiel im Vergleich zur Hummel (ich mag ja die englische Bezeichnung “Bumble Bee”, das klingt irgendwie schön) einen kürzeren Rüssel, sodass sie in manchen Blüten gar nicht an den Nektar kommt. Ja, in der Natur kommt es manchmal eben doch auf die Länge an.

Ich habe mir auch das verlinkte Paper der Studie zur Auswirkung von Honigbienen auf die Wildbienen-Population im Münchner Stadtpark genau durchgelesen. Das ist eine sehr interessante Studie, jedoch für mich (und auch für die Autoren der Studie übrigens) kein aussagekräftiger Beweis, dass die “gemanagte” Honigbiene die Wildbiene an den Rand der Ausrottung bringt. Dafür hat die Studie in meinen Augen zu viele Mängel:

  • Die Fragestellung ist nicht neutral, sondern lässt bereits die Vermutung durchscheinen, dass die Honigbiene die Wildbiene verdrängt. Das beeinflusst oft die Interpretation der erhobenen Daten.
  • Der Betrachtungszeitraum ist mit zwei Jahren sehr kurz. Innerhalb dieser zwei Jahre können sich andere relevante Faktoren geändert haben, die eine Veränderung der beobachteten Zahlen bewirken
  • Die Zahl der Beobachtungsstunden ist unterschiedlich. Die Vergleichbarkeit der Zahlen leidet darunter.
  • Äußere Faktoren wurden nicht benannt. Faktoren wie zum Beispiel das Wetter, Parkbesucher, Luftqualität etc. können sehr große Auswirkungen unterschiedlicher Art auf die verschiedenen Insektenarten haben.
  • Cherry-Picking Betrachtet man die mitgelieferten Tabellen kann man sehen, dass an manchen Blumenarten in 2020 sogar mehr Wildbienen als in 2019 gezählt wurden. An mindestens einer Blume stieg sowohl das Aufkommen der Honigbienen als auch das der Wildbienen.

Nichtsdestotrotz ist die Studie interessant und sollte der Ansatzpunkt für weitere Studien sein.

Die Behauptung, ein Aussterben der Honigbiene werde keinen negativen Effekt auf die Bestäubung haben, kann ich nicht nachvollziehen. Honigbienen sind in hohem Maße blütenstet, was den Pflanzen aufgrund höherer Effizienz bei der Fortpflanzung zum Vorteil gereicht. Die Honigbiene ist das einzige bestäubende Insekt, das als Volk überwintert. Das führt dazu, dass sie auch nahezu die einzigen Insekten sind, die Frühblüher quantitativ wirksam bestäuben können. Die Hummel kann aufgrund höherer Kälteresistenz zwar früher fliegen, jedoch nicht in so großer Zahl, da sie solitär überwintert. Eine ihrer wichtigsten Eigenschaften ist in meinen Augen die fehlende Spezialisierung auf bestimmte Blüten. Der Honigbiene als Generalistin ist es egal, welche Pflanze irgendwo steht, solange es Nektar gibt, an den sie auch gelangen kann (der Rüssel, der geneigte Leser erinnert sich). Gerade im Hinblick auf bisher hier nicht heimische Pflanzen, die im Rahmen des Klimawandels hier ansiedeln oder angesiedelt werden, könnte diese Eigenschaft noch wichtig werden.

Zumindest in Europa haben wir aktuell die Situation, dass die Honigbiene ohne die Imker mit hoher Wahrscheinlichkeit schon längst ausgestorben wäre. Und zwar nicht wegen der Varroamilbe oder dem Töten von wilden Konkurrenzvölkern durch Imker in früheren Zeiten. Ursachen für diesen Zustand sind vor allem Land- und Forstwirtschaft, so wie es von Jasmin für die Wildbiene als Ursache ihrer Gefährdung benannt wird. Die Forstwirtschaft hat auch der Honigbiene ihre natürlichen Behausungen, insbesondere Baumhöhlen, genommen. Die Landwirtschaft hat durch Rodungen den Lebensraum verkleinert und anschließend durch den Einsatz von Unmengen Chemie ihr Übriges getan. Es wird geschätzt, dass die derzeit wild lebenden Honigbienenvölker tatsächlich allesamt verwilderte Völker aus Imkereien sind.

Ein Vorschlag

Ich bin ebenfalls der Meinung, dass das unreflektierte Aufstellen von Unmengen Bienenkästen kein Naturschutz ist, nicht mal dem Bienenschutz hilft das.

Ein Leitsatz á la “Bienenschutz ist Naturschutz” ist jedoch als Aufhänger für eine allgemeine Kampagne zum Insektenschutz hochgradig geeignet. Was schützt denn (Honig-)Bienen? Mehr Artenvielfalt bei Blühpflanzen. Generell mehr Blühpflanzen, mehr “Grün”, also auch das Verbot von diesen überaus hässlichen Steingärten und die Verpflichtung für Landwirte zum Anlegen von Blühstreifen und Ausgleichsflächen. Verbot von Pestiziden. Es gibt so Vieles, was da getan werden kann und vielfach auch bereits getan wird. All diese Maßnahmen helfen eben auch allen anderen Insekten, da sie das Nahrungsangebot erhöhen und Gefährdungsfaktoren minimieren. Die Honigbiene ist für die breite Bevölkerung nunmal ein besseres Zugpferd einer solchen Kampagne als – was weiß ich – die Florfliege zum Beispiel. Mit den meisten Insekten verbinden die Menschen nichts, zumindest nichts Positives. Die Honigbiene aber erzeugt Honig, den viele Menschen gerne genießen. Das sollte man einfach nutzen und sich darüber freuen, dass auch alle anderen Insekten von schützenden Maßnahmen profitieren.

Was die Imker und ihre Betriebsweisen angeht, halte ich das für eine Generationenfrage oder eher noch eine Frage der Zeitspanne, die ein Imker schon imkert. Die älteren, erfahrenen Imker haben die konventiellen Verfahrensweisen gelernt (Ausnahmen gibt es auch hier). Jüngere Imker sind da häufig offener und interessiert an naturnaher oder natürlicher Bienenhaltung und Ähnlichem. Generell sind jedoch alle Imker daran interessiert, ihren Bienen ein bienen- und damit insektenfreundliches Umfeld zu bieten. Vielleicht sollte man das nutzen und versuchen, diese Imker noch stärker ins Boot zu holen, anstatt einfach sinnlos auf sie einzuprügeln. Letzteres drängt die Imker nämlich automatisch in eine Verteidungshaltung. Etwas Gutes kann dabei nicht entstehen. Nur gemeinsam können wir etwas für ALLE Insekten erreichen.

Epilog

So, wie die Honigbienen kooperative Wesen sind, sollten auch die am Insektenschutz interessierten Menschen miteinander kooperieren, um das gemeinsame Ziel zu erreichen. Ich jedenfalls werde im Rahmen meines neuen Hobbys alles in meiner Macht stehende tun, damit alle Insekten in meiner Umgebung so gut leben können, wie es möglich ist.

Ich verstehe die Verärgerung von Jasmin, denn die Kampagne zur Aufstellung von Bienenkästen, die sie erwähnt, ist wirklich...Mist. Diese Verärgerung auf alle Imker und die Honigbiene selbst auszudehnen ist es jedoch, mit Verlaub, auch.

Nichtsdestotrotz hatte Jasmins Beitrag schon einen positiven Effekt. Ich habe ihn gelesen, während ich mich gerade mitten in meinen Recherchen zum naturnahen Imkern befand. Schlussendlich hat der Text wenigstens ein kleines bisschen mehr dazu beigetragen, dass sich mein Entscheidung für ein naturnahes Imkern gefestigt hat.

Daher verbleibt mir am Ende zu sagen: Vielen Dank, Jasmin, für diesen Text.

Wer Interesse hat, mehr von Jasmin Schreiber zu lesen, sollte sich in jedem Fall ihre Kolumne ansehen:

Schreibers Naturarium

Wer ihr lieber zuhören möchte, sollte mal in ihren wunderbaren Podcast reinhören:

Bugtales.fm


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Eigentlich hatte ich für meinen ersten “richtigen” Beitrag ja ein anderes Thema geplant. Eigentlich wollte ich meine Reaktion und meine Gedanken zu einem Text von Jasmin Schreiber veröffentlichen. Eigentlich.

Da dieser Blog meine Erlebnisse in der Imkerei und insbesondere meinen Start in selbige erzählen soll und ich ohnehin schon etwas hinterherhänge (ich hätte mich ja auch etwas früher für dieses Thema entscheiden können), mache ich nun diesen Einschub, um ein bisschen mehr “live” zu berichten. Der geplante Beitrag kommt dann später.

Im Jahr 2020 habe ich angefangen, mich für die Imkerei zu interessieren. Im März fiel meine Entscheidung, dass die Imkerei mein neues Hobby werden wird. Leider hatte der Neuimkerkurs bereits im Februar begonnen. Das war Pech, aber nicht schlimm. Ein Jahr zu warten ist kein Beinbruch und ich kann mir ja vorher schon ein bisschen Theorie anlesen. Und dann kam alles anders. Aus irgendeinem Grund war die ganze Welt, mich eingeschlossen, plötzlich mit anderen Dingen beschäftigt.

Meine Hoffnung ruhte nun auf dem Jahr 2021. Reden wir einfach nicht mehr darüber.

Im Jahr 2022 fand nun endlich wieder ein Neuimkerkurs statt und ich konnte einen der Plätze ergattern. Dieser Kurs trug dann auch zu meiner endgültigen Entscheidung bei, Hobbyimker zu werden, wenn auch etwas anders, als es sich der hiesige Imkerverein vermutlich vorstellt. Aber dazu in einem späteren Beitrag mehr. Normalerweise findet der Kurs gegen Ende März statt, in diesem Jahr verschob er sich aufgrund der allgemeinen Situation in den Mai, und zwar auch noch an dessen Ende. Nun ist das an sich nicht unbedingt problematisch für mein Vorhaben, nach der langen Wartezeit noch in diesem Jahr mit der Imkerei zu beginnen, wenn auch nicht ideal. Schöner ist es, etwas früher im Jahr zu beginnen und das meist noch kleine Bienenvolk zu hegen. Das Bienenjahr beginnt in etwa im Juli oder August mit der Vorbereitung auf die Überwinterung. Diese Vorbereitungen muss ein neues Volk in jedem Fall machen, sonst hat es im Winter keine Chance. Geht also noch.

Es ist bereits zu erahnen, es gibt ein “Aber”. Ja. Aber. Ich bin in gewissem Maße ein Fan des Komödianten Piet Klocke. Gleichwohl hätte ich nie geglaubt, in einer örtlichen Veranstaltung einem Double eben jenes Komödianten zu begegnen. Und doch, als ich den Dozenten des Neuimkerkurses nach Bezugsquellen für Ableger fragte, geriet dieser derart ins Schwimmen, dass ich eigentlich nur noch auf den Satz “Das geht alles von Ihrer Zeit ab, Herrschaften” wartete. Seine Antwort kann man kurz aber einprägsam zusammenfassen mit:

Schwierig!

Ein Ableger ist, man ahnt es schon, ein überlebensfähiger Teil eines starken Bienenvolkes, der bei guter Pflege ein eigenes, starkes Volk werden kann. Ein Ableger ist meist der Start in die Imkerei. Wenn denn welche verfügbar sind. Nun ist es offensichtlich so, dass es derzeit in der Region kaum Ableger gibt. Viele Imker in der Gegend haben wohl während des letzten Winters oder im Frühjahr ungewöhnlich viele Völker verloren und müssen ihren Bestand zunächst selbst wieder ausgleichen. Meine Imkerpatin hatte im letzten Jahr, wenn ich mich richtig erinnere, siebzehn Völker. Dieses Jahr hat sie mit null (in Worten: 0!) Völkern begonnen. Mittlerweile ist sie wieder bei vier.

Es gibt fast keine Ableger!

Es ist im hiesigen Verein offensichtlich üblich, dass die zugeteilten Imkerpaten ihren Schützlingen zum Start ein oder zwei Ableger übergeben. Das soll unter anderem auch dafür sorgen, dass die ersten Völker eines unerfahrenen Neuimkers nicht aus zweifelhaften Quellen kommen. Außerdem verringert es die Wahrscheinlichkeit, dass ein Neuimker sich möglicherweise kranke Völker aus zweifelhaften Quellen holt. Das ist im Allgemeinen ein gut funktionierendes System, wenn es genug Ableger gibt.

Es gibt fast keine Ableger!

Nun kann ich einfach noch ein weiteres Jahr warten. Ich habe jedoch lange genug gewartet, ich will nicht mehr warten. Zudem zeigen die Zwergenkrieger™️ jetzt Interesse an der Imkerei, Bienen und an Insekten allgemein. Das will ich fördern. Und das muss jetzt geschehen, in einem Jahr kann sich das Interesse bereits wieder verschoben haben.

Ich kann weiter suchen und hoffen, doch noch einen Imker in der Umgebung zu finden, der einen Ableger abzugeben bereit ist. Das kann klappen. Oder auch nicht.

Nach ausgiebiger Suche habe ich im Internet einen Händler gefunden, bei dem man sogenannte Kunstschwärme bestellen kann. Das ist nicht ideal, hat jedoch den Vorteil, dass ich das Volk gleich von Beginn an in meinem Beutensystem ansiedeln kann, da die Bienen “lose” bei mir ankommen. Ich hadere noch, denke hin und her. Doch die Zeit drängt, eine schnelle Entscheidung muss her, da auch noch einige Vorbereitungen zu treffen sind.

Letzten Endes werde ich es wohl so machen, die Alternativen kommen nicht wirklich in Frage. Es bleibt die Hoffnung, dass es keine überhastete, falsche Entscheidung wird.


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Am Anfang steht das Wort

Nun ist es also so weit. Ich habe einen Blog.

Ich hätte nie gedacht, dass es mal soweit kommt. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal etwas Interessantes zu erzählen habe. Oder besser gesagt, ich hätte nie gedacht, dass ich mal glaube, etwas Interessantes erzählen zu können.

Und nun? Ich weiß immer noch nicht, ob das, was ich erzählen werde, da draußen jemanden interessiert. Mich interessiert es jedenfalls und deswegen schreibe ich es auf. Wenn ich damit dann auch noch ein paar Menschen erreiche, umso besser.

Ich habe nun länger überlegt, worüber ich schreiben möchte. Eigentlich wollte ich einfach nur einen WriteFreely-Account erstellen, um die Möglichkeiten des Fediverse weiter auszuloten. Ein bestimmtes Thema hatte ich für längere Zeit nicht im Sinn. Dabei lag es auf der Hand. Da ich gerade in ein neues Hobby starte, bietet es sich geradezu an, von Anfang an über die Erlebnisse dabei zu berichten, aber auch über meine Gedanken und Bedenken dazu.

Ich beginne gerade mit der Imkerei. Nach zwei Jahren Wartezeit, dank der Pandemie, denn ein Neuimkerkurs konnte in dieser Zeit nicht stattfinden. In dem dieses Jahr endlich wieder stattfindenden Kurs konnte ich einen Platz ergattern. Nachdem ich mich in der Wartezeit bereits in Fachbüchern eingelesen habe, hat mich der Lehrgang weiter in meiner Entscheidung bestärkt. Ich werde Hobby-Imker. Wenn das jemand meinem 10-jährigen, von Bienenpanik erfüllten Ich erzählt hätte, ich hätte ihm voller Inbrunst den Vogel gezeigt.

Ich, das ist ein Mann im mittleren Alter, verheiratet mit der besten Ehefrau von allen (frei nach E. Kishon), mit zwei Söhnen, die ich nicht umsonst die Zwergenkrieger™️ nenne, und einer Teenager-Tochter aus früherer Beziehung, 3 Katzen und Haus mit Garten. Die letzte Information ist tatsächlich von Interesse, da ich so die Möglichkeit habe, Bienenkästen, sogenannte Beuten, in meiner Nähe aufzustellen. Das erspart mir eine weite Anfahrt.

Mehr soll in dieser Einleitung oder Begrüßung gar nicht stehen. In das Thema Imkerei werde ich im ersten richtigen Beitrag einsteigen. Ich hoffe, dass ich hier und da mit meinen Beiträgen interessierte Menschen erreiche und vielleicht sogar die ein oder andere Diskussion anstoßen kann.

Vielen Dank für Deine Aufmerksamkeit und bis zum nächsten Mal alles Gute!


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