#4 Balanced Beekeeping

Ein kleines Vorwort:

Ich habe jetzt schon etwas länger keinen Beitrag veröffentlicht. Leider haben mich Herausforderungen des realen Lebens mich so in Anspruch genommen, dass ich mir keine Zeit zum Schreiben nehmen konnte. Ich werde versuchen, wieder etwas mehr zu schreiben, damit ich mit meinem Blog auch zeitlich wieder auf gleicher Höhe wie die Realität bin.


Wenn ich mit etwas Neuem beginne, recherchiere ich gerne gründlich. Ich bin auch kein Freund von “Das haben wir schon immer so gemacht!”

Als ich damals das erste Mal Honig bei meiner (zu der Zeit noch nicht) Imkerpatin kaufte, erzählte sie mir, dass sie seinerzeit mit Magazinbeuten im Deutschnormal-Maß begonnen hat, weil das in unserer Gegend eben am meisten verbreitet und so der Austausch von Material und Bienenvölkern unter den Imkern auch am einfachsten war. Sie äußerte, dass sie zwar gerne auch mal andere Systeme probieren würde, dies aber nicht ganz so einfach sei wegen der Menge an vorhandenem und für Experimente neu benötigtem Material.

Magazinbeuten sind diese klassischen, viereckigen Boxen, die man heutzutage bei fast jedem Imker sieht. Magazinbeuten bestehen aus einer oder mehrerer sogenannter “Zargen”, also einzelne Etagen, welche die Rähmchen enthalten, in welchen Mittelwände aus Wachs eingearbeitet sind. Diese Mittelwände bauen die Bienen dann aus mit ihrem Wabenwerk. Der Einsatz von Mittelwänden soll den Bienen die Arbeit erleichtern, der Einsatz von Rähmchen dagegen dem Imker. Magazinbeuten gibt es in verschiedenen Standardgrößen, die wohl bekanntesten sind “Deutschnormal” (auch DNM abgekürzt), “Zander” und “Dadant”. Darüber hinaus gibt es noch viele andere Größen, Untergrößen und regionale Besonderheiten.
Das Imkern in Magazinbeuten ist die Betriebsweise, die man in der konventiellen Imkerei lernt und die dort weitestgehend als einzige vernünftige Betriebsweise proklamiert wird.

Angeregt durch die Aussage meiner Imkerpatin und meinen Wunsch, bienengerecht zu imkern, fing ich also an zu recherchieren und stieß schließlich auf den “Barefoot Beekeeper” Philip Chandler. Fragt mich bitte nicht wie, ich bin einfach irgendwann bei seinen Videos gelandet. Insbesondere sein in den Videos erkennbarer ruhiger, natürlicher Umgang mit den Bienen hat mich beeindruckt, so dass ich alle Videos von ihm gesehen und alle Bücher und Texte von ihm gelesen habe.

Philip Chandler geht einen Mittelweg zwischen der exzessiven Bienenhaltung, dem “Honey Farming”, wie er es nennt, und der “Bienenkonservierung”, bei der dem Bienenstock nichts hinzugefügt und nichts entnommen wird. Er nennt diesen Weg “Balanced Beekeeping”. Dabei können tiermedizinische Behandlungen erfolgen, müssen aber nicht. Eine Entnahme von Bienenprodukten erfolgt nur, wenn reichlich vorhanden ist und die Entnahme dem Bien nicht schadet. Steuernde Eingriffe sollen so gering wie möglich gehalten werden und vor allem nicht zur Ertragssteigerung erfolgen.

Die vom Barefoot Beekeeper bevorzugte Bienenbehausung ist der Kenyan Top Bar Hive (kTBH), eine Oberträger-Trogbeute, die ursprünglich für die Imkerei in Kenia erdacht wurde, um dort die Imkerei für die Bevölkerung einfach und günstig zugänglich zu machen. Die kTBH kann selbst aus wenig Material und mit geringem Werkzeugeinsatz hergestellt werden. Bei der kTBH bauen die Bienen ihr Wabenwerk selbst an Oberträgern, ohne Rähmchen. Durch die Trapezform können die Bienen ihre Waben natürlich und ohne leeren Raum bauen. Zudem werden dadurch kalte Ecken vermieden.

In seiner Definition als Imker sieht sich der Barefoot Beekeeper weniger als Bienenhalter (Beekeeper) sondern mehr als Bienenpfleger oder Bienenhirte.

All das, was ich gelesen und gesehen habe, auch hinsichtlich anderer Systeme und Betriebsweisen, hat mich davon überzeugt, dass das Balanced Beekeeping genau das Richtige für mich ist. Und somit steht für mich fest:

Ich bin Shadowsword, Bienenhirte.


Dieser Beitrag wurde unter Creative-Commons-Lizenz veröffentlicht: CC BY-SA 4.0

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